Moin,
in meinen Augen sind solche Zertifikate wertlos, ich selbst bin noch nie nach einer solchen Zertifizierung gefragt worden, gleichwohl habe ich mich mal einer solchen Prüfung unterzogen, in der so sinnvolle Fragen gestellt wurden wie "Wie lang darf der Name einer Variablen in ABAP sein?". Der Praktiker vergibt einen Namen und wenn der zu lang ist, wird er ganz einfach gekürzt (wenngleich man schon ein ziemliches Horn haben muss, einen Variablennamen zu vergeben, der länger als 30 Zeichen ist).
Das Absolvieren einer Schulung ist lediglich sowas wie "die Lizenz zum Weiterlernen", wie es ein Autoführer- oder Segelschein auch ist. Als Entwickler braucht man ganz andere Fertigkeiten, und zwar in erster Linie die Kompetenz zur Entwicklung von Problemlösungsstrategien. Das gilt für die Frage "wie bilde ich den Prozess ab?" wie auch für die, die in Schulungen schon durch die Aufgabenstellung beantwortet werden, wie "Wo zum Geier finde ich die Daten?". Wie sich jemand macht, kann man daher erst sehen, wenn man ihn in der Probezeit beobachtet und seine Fortschritte im Auge behält.
Flexibilität ist In diesem Beruf das A und O, das zeigt sich gerade jetzt wieder. Der SAP-Entwickler muss sich nicht nur auf eine neue Entwicklungsumgebung einstellen (das End-of-Life der SE80 hat bereits begonnen), sondern sich mit einer völlig neuen Art Datenbank beschäftigen, denn mit SAP HANA oder Oracle Exalytics wird wahrlich fast alles anders, denn die Grenzen der rein zeilenorientierten relationalen Datenbank sind längst erreicht. Da kenne ich so einige Entwickler jenseits der 50, die im Kreis k*tz*en, weil sie sehen, dass auch sie nicht drumrumkommen, sich das alles nochmal anzutun - obwohl sie es bisher geschafft haben, sich vor objektorientierter Programmierung erfolgreich zu drücken und jetzt anfangen müssen, sich zusätzlich noch mit funktionaler Programmierung auseinandersetzen zu müssen. Wer JETZT schnell ist, wird weit nach vorn gespült, wer langsam ist, hat in wenigen Jahren ein Problem, davon bin ich voll überzeugt.
Wenn du fragst, wer dir ein Praktikum bezahlt: Das ist schwierig, der Kunde hat schon genug Rüstkosten, um jemanden dort nicht hinzusetzen, der KEIN Geld haben will. Es ist ja nicht damit getan, einen Entwicklungsuser freizuschalten. der braucht Netzzugänge, Mailanbindung, einen Schreibtisch, einen Stuhl und so weiter.
Wo bist du denn her?
Der Bruch im Lebenslauf ist eine Frage, wie man das verkauft. Ich werde bis heute von Neukunden gefragt, warum ich (vor 20 Jahren!) mein Studium abgebrochen habe; inzwischen beantworte ich diese Frage nicht mehr, da ich 15 Jahre erfolgreiche Projektarbeit nachzuweisen habe. Ich hatte vor langer, langer Zeit mal ein Vorstellungsgespräch, in dem mir vorgehalten wurde, dass ich mit meinem Stottern die Kunden verschrecken würde. Zwei Jahre später haben Kollegen den Mann auf der CeBit getroffen und er kannte mich noch: Seine Entwickler haben wohl von mir erzählt, weil sie mich aus diversen SAP-Foren kannten und ich einigen von ihnen per Mail geholfen habe. Der war nicht frei von Ärger darüber, dass er mich nicht einstellen wollte.