Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

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Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von ST22 (Specialist / 280 / 44 / 41 ) »
Hallo Zusammen,

ich wollte mal eine Diskussion aufmachen zum Thema "Inder", wobei "Inder" für Serviceprovider im Ausland steht, die aus Kostengründen beauftragt werden, für die IT Aufgaben zu übernehmen (z.B. Firstlevel Support, Entwicklungsaufträge, Consulting).
Bei uns wollen wir jetzt vermehrt auf externe Servicepartner setzen und von daher würden mich Erfahrungen interessieren, von Leuten die das schon durchgezogen haben.
- Wie klappt die Zusammenarbeit (am Anfang oder nach einer gewissen Zeit)
- Wie werden Entwicklungsaufgaben umgesetzt (welche Vorraussetzungen muss man intern erfüllen, damit was Vernünftiges bei rauskommt)
- Wie hat sich eure Position verändert (insbesondere wenn ihr als Entwickler tätig ward oder seid)

Bin gespannt...
Antworten gerne auch per PM
Frank
Zuletzt geändert von ST22 am 29.06.2015 15:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von ralf.wenzel (Top Expert / 3946 / 201 / 281 ) »
Das Procedere habe ich inzwischen bei praktisch allen Kunden durch. Man verspricht sich durch xxx-Shoring (xxx = 'near' oder 'off') Kosteneinsparungen. Was dabei nicht eingerechnet wird, sind die Reibungsverluste, die bares Geld kosten. Ist ein Entwickler im Haus, kann man direkt mit ihm in seiner Muttersprache sprechen. Andere Sprache, andere Zeitzone, keine Möglichkeit zum persönlichen Gespräch, andere Mentalität, fehlendes Gespür für Firmenspezifika.....

Gerade gestern habe ich mit einem Mitarbeiter eines Ex-Kunden gesprochen. Ergebnis des Gespräches: Nach dem Outsourcing kostet es jetzt mehr als vorher. Zudem sind einige Mitarbeiter sauergefahren worden, weil sie vom Unternehmen enttäuscht wurden. Die Identifikation mit dem Unternehmen ist gerade in DER Firma besonders hoch gewesen. Es passierte das, was ich angekündigt habe: "Wenn man denen DAS wegnimmt, dazuzugehören, wird deren Engagement deutlich sinken". Die Controller, die vorher ausgerechnet haben, dass das billiger wird, geben jetzt den Mitarbeitern die Schuld. Aber das ist ein Gesamtpaket - in dem Moment, wo sich ein Mitarbeiter als "Nummer im System" vorkommt, sinkt seine Bereitschaft zu Wochenendarbeit und Überstunden. Dann macht der Dienst nach Vorschrift.

Derzeit habe ich einen Remote-Kunden. Bei dem macht es sich sofort bemerkbar, wenn ich weniger oft (derzeit alle zwei Wochen 3 Tage) dort präsent bin. Es funktioniert nicht mehr so reibungslos. Das sagt, glaube ich, alles.

Präsenz und persönlicher Kontakt sind ALLES in dem Geschäft!
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Ralf Wenzel Heuristika SAP-Development
25 Jahre SAP-Entwickler • 20 Jahre Freiberufler
PublikationenUngarische NotationXing

Re: Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von Unit605 (Expert / 975 / 37 / 93 ) »
Seit dem ich in die USA ausgewandert bin, bin ich diesem "indischen Konkurenzkampf" ausgeliefert. Direkt in den Firmen vor Ort und auch mit diesen Offshore-Teams.

Mehr als 90% der SAP Programmierer (und auch 90% der "Vermittler") sind mittlerweiler indischer Herkunft, auch in den USA direkt. Hinzu kommt, dass fast jede groessere Firma mit Offshore-Teams arbeitet.


Bei US Stellenangeboten kommt es auch immer mehr darauf an, dass man als "ABAP Developer" mit Offshore Teams zusammenarbeiten kann. D.h. die suchen oft jemanden der viel als Vermittler/Buffer fungiert.
Da hat man oft nicht mehr viel mit Programmieren zu tun, sondern mit Anfforderungen schreiben, Termine ueberwachen, Programme testen, Fehlerbehebungen schreiben und wieder von vorn, oft ein Endlosloop.
Oft haette man in der gleichen Zeit das Programm selber zweimal fertiggestellt und mit wesentlich weniger Bugs.
Es ist also wichtiger, dass Du mit einem Emailprogramm umgehen kannst, als mit der Workbench.

Der in diesem Artikel http://www.computerwoche.de/a/offshorin ... te,2353883 erwaehnte Satz: ",Ich kündige, weil ich keine Lust mehr habe hinter den Indern aufzuräumen." koennte von mir sein.

Ich habe meine erste Stelle in den USA u.a. aus dem gleichen Grund gekuendigt.
Die Qualitaet, die oft abgeliefert wurde, war unterirdisch.
Das Managment, gerade in den USA, interessiert das aber meistens nicht. Denen geht es hauptsaechlich um den Jahresbonus und Befoerderungen.

Ein anderer Artikel: http://www.focus.de/finanzen/news/wirts ... 75687.html

Also meine Erfahrungen sind eher katastrophal und ich persoenlich habe bisher auch nichts Gutes an diesem Offshore finden koennen, egal wie lange ich suche.

Zwei meiner Freunde in den USA sind Inder, und ich komme mit diesen beiden auch sehr gut aus. Ausserdem gehoeren diese beiden auch zu den 20% die gut sind und echte Teamkollegen waren.
Wenn allerdings Inder in Gruppen auftreten, ist deren Verhalten ziemlich anders. Man ist als nicht-Inder komplett ausgeschlossen und bekommt sogut wie keine Informationen mehr.
Oft ist es so, dass auch nur einer aus dieser Gruppen "nach aussen hin" kommuniziert, kommunizieren darf?!?

Ich persoenlich habe das Gefuehl, dass 80% einfach nur schlecht sind. Dieses "learning by doing" funktioniert eben nicht ueberall und erworbene Zertifikate im Internet sagen auch absolut nichts aus.

Die indische Kultur und die deutsche Kultur passen hinten und vorne nicht zusammen.

Alles nur meine persoenlich Meinung!

Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Unit605 für den Beitrag (Insgesamt 2):
ewxTron


Re: Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von wreichelt (Top Expert / 1047 / 30 / 192 ) »
Unser deutsches Unternehmen wurde an einen englischen Konzern verkauft, der unseren Teil von Amerika führte.
Wir nutzen SAP seit Mitte der 80 Jahre (R/2 -> R/3).
R/3 wurde damals im Outsourcing bei der Mutter betrieben, Customizing/Entwicklung blieb bei uns.

Nach dem Verkauf kümmerte sich Amerika um SAP. Hatten damit aber überhaupt keine Erfahrung und haben sich alle
möglichen Spezialisten geholt (auch Inder).
Kein anderer Teil weltweit hatte SAP im Einsatz- Aber die Mutter hat beschlossen wir führen das ein und zwar ohne das Wissen aus
Deutschland. Datenübernahme etc. war mehr als holprig.
Die meisten MA (der SAP-Gruppe) haben das Unternehmen verlassen.
Heute wird ein Entwicklungsantrag (in englisch) gestellt, Kosten werden vereinbart, nach Fertigstellung wird getestet wieder abgestimmt.
(Schleife). Ein MA aus einer Fachabteilung konnte nur sagen, wie gut hatten wir es da früher.

Wie wird man in den USA zum ABAP Experten

Beitrag von Unit605 (Expert / 975 / 37 / 93 ) »
Wie wird man in den USA zum ABAP Experten:

https://www.dice.com/jobs/detail/Entry- ... 14298/5021
The first training class will be an ABAB Workbench program which they would like the person to do the first week they start more than likely. It’s 5 days virtually or physically in Philadelphia. They would then like the person to work for 1-2 months to put the skills to use then go back and do the second training course which is a BW Course (another 5 days).

They are looking for someone fresh in the IT industry or someone who is mid-career and wants to make a career change to learn coding/programming (specifically SAP ABAP). It would be nice if they had any programming experience as it will make it easier for them. If you can program/code in any language it will be an easier transition to SAP ABAP as they would just need to learn the syntax.

Re: Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von Thanatos82 (Expert / 699 / 32 / 123 ) »
Hallo zusammen,

ein Kunde für den wir mal tätig waren, ist auch auf diese "gloreiche" Idee gekommen. Allerdings blieb er noch halbwegs in Europa. Seine Servicepartner sind aus dem baltischen Raum. Was als große Kostenersparnis geplant war wird nun wohl langsam aber sicher zur Kostenfalle.
Denn was wohl niemand eingeplant hat: die Entwickler in diesen outgesourceten Teams lassen sich ausbilden auf deutsche Standards und verlassen dann die Teams um lukrativere Jobs anzunehmen. Diese hohe Fluktuation führt dazu, dass man nur sehr selten einen Entwickler 2mal über das gleiche zu entwickelnde oder korrigierende Programm schauen lassen kann. Was dies im Umkehrschluss für die Qualität der Programme bedeutet, ist wohl jedem klar.

auf der innerdeutschen Seite sind mit dieser Umstellung viele Externe Entwickler und Berater weg rationalisiert worden, was, soweit ich weiß auch in diesen Unternehmen den ein oder anderen Job gekostet hat, da einfach eine sichere Jahreseinnahme weggebrochen war, die so leicht nicht zuersetzen war.

Ich persönlich halte nicht viel von Outsourcing an weit entfernte Service Partner. Als Externer merke ich selbst jeden Tag, dass selbst Telefonate oder Videokonferenzen ein persönliches Gespräch nicht ersetzen können. Oft lassen sich kleine Probleme persönlich viel schneller und effizienter lösen, als wenn man sich erst dutzende Mails hin und her schickt, dann noch mal telefoniert und dann doch immer noch nicht alles klar ist.
Gruß,
der Matze

Re: Wie haltet ihr es mit den "Indern"?

Beitrag von ralf.wenzel (Top Expert / 3946 / 201 / 281 ) »
Thanatos82 hat geschrieben: Ich persönlich halte nicht viel von Outsourcing an weit entfernte Service Partner. Als Externer merke ich selbst jeden Tag, dass selbst Telefonate oder Videokonferenzen ein persönliches Gespräch nicht ersetzen können. Oft lassen sich kleine Probleme persönlich viel schneller und effizienter lösen, als wenn man sich erst dutzende Mails hin und her schickt, dann noch mal telefoniert und dann doch immer noch nicht alles klar ist.
Das kann man nicht >>SPAM<< genug unterstreichen. Der Kunde merkt das aber auch irgendwann und kommt zurück. Davon bin ich ziemlich überzeugt.
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