ralf.wenzel hat geschrieben:Ich kenne hier durchaus Leute, die Entwickler mit unter 10 Jahren gar nicht engagieren.
Sowas ist aber auch eine Frechheit, denn wie sollen neue Leute die Erfahrung sammeln, wenn keiner sie engagiert?
Es ist nicht einfach, eine unbezahlte Praktikumsstelle als Entwickler zu finden, weil das Unternehmen um die Rüstkosten und den Betreuungsaufwand weiß - das ist deutlich mehr als man dir bezahlen würde.
Das hängt aber ganz wesentlich von dem Praktikanten ab. Wenn ich mir überlege, wie ich seinerzeit angefangen habe... da war Vitamin B im Spiel, aber dennoch. Ich konnte Programmieren und SQL, aber kein ABAP. Also habe ich mir ein ABAP-Einsteigerbuch gekauft und mich damit 14 Tage hinter dem Rechner verkrochen. Danach habe ich dann mit meinen ersten Programmen angefangen und möchte behaupten, dass ich sehr schnell ein Niveau erreicht habe, das als "produktiv" einzuschätzen war. Da ich direkt im Unternehmen gesessen habe, habe ich das fachliche Beiwerk (was Buchungskreise sind etc.) so nebenbei mit aufgenommen. Das Einzige, was man mir ausführlich erklärt hat, ist, wie der Ablauf von Auftrag über Bestellung über Wareneingang über Kommissionierung über Lieferung bis hin zur Rechnung aussieht. Das war aber eine einmalige Erläuterung von vielleicht 20 Minuten. Als Entwickler begreift man solche Zusammenhänge viel schneller als als Anwender, weil man sie ständig von der technischen Seite aus zu sehen bekommt. Am Anfang hatte ich einen Riesenrespekt davor, als blutiger EDV-Neuling mit gestandenen Verkäufern über deren alltägliche Geschäftsprozesse zu reden und diesen technische Unterstützung anzubieten. Doch schon nach wenigen Wochen war mir klar, wie wenig diese Verkäufer den Überblick über diese Geschäftsprozesse hatten, und ich konnte ihnen ihre Fragen beantworten und ihre Probleme lösen. Dabei hilft es, dass man auf Entwicklerseite das komplette Bild hat und sieht, wie die Zähne ineinandergreifen, während der Mann im Wareneingang nur ein MM-Fragment sieht, der am Tresen nur ein SD-Fragment und die Buchhalterin nur ein FI-Fragment.
Ich möchte aber behaupten, dass jenes Unternehmen nicht viel Geld hat investieren müssen, um mich produktiv zu bekommen. Aber ich war wohl auch ein Sonderfall, weil ich im wesentlichen autodidaktisch und eben nicht über theoretische Kurse gelernt habe. Ich war zwar vorher auch an der Uni, aber das war allgemeines Informatik-Grundwissen und hatte nicht viel mit SAP zu tun. Es führen also verschiedene Wege nach Rom.